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Innovationsfondsprojekte

Durch das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (VSG) hat die Bundesregierung im Jahr 2015 die Grundlage für den Innovationsfonds geschaffen.

Neue Versorgungsformen, die über die bisherige Versorgung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hinausgehen und Versorgungsforschungsprojekte, die auf einen Erkenntnisgewinn zur Verbesserung der bestehenden Versorgung ausgerichtet sind, sollen gefördert werden. Damit soll die Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung kontinuierlich an die Bedürfnisse der Patienten und Patientinnen angepasst und eine gezielte Zusammenarbeit im Gesundheitswesen gestärkt werden.

Wir beteiligen uns an folgenden Projekten:

ALIVE - ALtersspezifische Impfinanspruchnahme VErbessern

Mit zunehmendem Alter verliert das Immunsystem an Leistungskraft, die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten steigt. Schwere Verläufe oder lebensbedrohliche Komplikationen treten häufiger auf. Die derzeitige Inanspruchnahme gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) für die Altersgruppe der über 60-Jährigen ist nicht zufriedenstellend.

Mit diesem Projekt soll eine Verbesserung der Impfquoten für alle durch die Ständige Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfungen bei Personen ab 60 Jahren erreicht werden.

Konkret soll die gezielte Impfansprache in der Arztpraxis gefördert, die Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten in Bezug auf das Impfen verbessert und insbesondere die Durchimpfungsrate gegen Influenza und Pneumokokken erhöht werden.

Dazu werden für Ärztinnen und Ärzte sowie Medizinische Fachangestellte (MFA) eine Online-Fortbildung entwickelt, Standardprozesse zu Impfansprache, -abläufen und -erinnerungen etabliert und adressatengerechte, evidenzbasierte Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt.

Der Fokus liegt dabei sowohl auf Versicherten, die eigenständig ihren Hausarzt aufsuchen als auch auf Bewohnerinnen und Bewohnern in Pflegeheimen und Pflegebedürftigen zu Hause.

Die Umsetzung der neuen Versorgungsform erfolgt in hausärztlichen Praxen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.

Das Projekt ist eine Zusammenarbeit des Verbands der Ersatzkassen e.V. und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

Weitere Informationen zum Projekt erhalten Sie hier.

DIKOM – Diagnostik und Konsil im Pflegeheim mittels Mobiler Geriatrie-Unit

Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen werden häufig zur Abklärung von Gesundheitsproblemen wie Infekten, Stürzen oder Herzkreislaufstörungen ins Krankenhaus eingewiesen. Da diese Patientengruppe besonders anfällig ist, kommt es dabei nicht selten zu Komplikationen wie z. B. Verwirrungszuständen, (weiteren) Stürzen, Wundliegen oder Depressionen. Im Pflegebericht der AOK wurde 2018 von 40,5 Prozent vermeidbaren Krankenhauseinweisungen berichtet. Diese Zahl ließe sich mit einer adäquaten Versorgung im ambulanten Bereich unter Umständen reduzieren, wodurch die Notaufnahmen in den Krankenhäusern entlastet werden könnten.

Hier setzt das Projekt DIKOM an:

  • Mithilfe einer Mobilen Geriatrie-Unit (MGU) wird die apparative Diagnostik direkt im Pflegeheim durchgeführt.

  • Die MGU ist ein Fahrzeug, welches mit verschiedenen Geräten wie CT, Röntgen, EKG, EEG, Ultraschall und einem Labor ausgestattet ist. Das Team der MGU besteht aus einer Fachärztin bzw. einem Facharzt und einer bzw. einem Radiologie-MTA.

  • Vor Ort erhobene Befunde werden direkt an Expertinnen und Experten in Partnerkliniken übermittelt und in einem telemedizinischen Konsil beraten. Auf diese Weise könnten die Patientinnen und Patienten in der Pflegeeinrichtung bleiben und dort weiterbehandelt werden.

Im Rahmen dieses Projekts werden die Versicherten im Saarland bis zu ein Jahr betreut und begleitet.

Das Projekt wird für drei Jahre gefördert und ist als eine sogenannte Weiterentwicklung von Versorgungsstrukturen und -prozessen konzipiert. Im Erfolgsfall kann DIKOM Krankenhauseinweisungen und Folgeerkrankungen von Pflegebedürftigen vermieden und zudem die Notaufnahmen entlastet.

frühstArt – frühe, sektorenübergreifende, aufsuchende und familienzentrierte Adipositas Prävention

In Deutschland sind fast elf Prozent aller Mädchen und über sieben Prozent aller Jungen im Alter von drei bis sechs Jahren übergewichtig. Hierbei steigt das Risiko, dass sie in der Pubertät weiter an Gewicht zunehmen und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und Bewegungsapparats, Diabetes Mellitus oder Fettstoffwechselstörungen entwickeln.

Zudem haben Kinder und Jugendliche mit Übergewicht ein höheres Risiko, psychische Störungen wie Depressionen, ADHS und Essstörungen zu entwickeln.

Hier setzt das Projekt frühstArt an:

  • Den Risiken durch eine Veränderung des alltäglichen Lebensstils vollumfänglich entgegenwirken. Dazu werden geschulte Coaches betroffene Kinder und ihre Eltern aufsuchen und beraten, körperlich aktiver zu werden, ein gesünderes Essverhalten und eine gesündere Schlafroutine einzuführen sowie den Medienkonsum zu verringern.

  • Die aufsuchende Beratung wird durch verschiedene Rehabilitationsangebote sowie durch Vernetzung der Familie mit lokalen Unterstützungsangeboten ergänzt.

  • Zur Unterstützung wird den Eltern eine entsprechende App zur Verfügung gestellt.

Im Rahmen dieses Projekts werden die Versicherten in Nordrhein bis zu ein Jahr betreut und begleitet. Wichtig am Programm ist, dass die lebensstilverändernden Maßnahmen früh und umfassend einsetzen und Eltern sowie betreuende Ärztinnen und Ärzte einbezogen werden. Das Projekt will auch Familien mit Migrationshintergrund ansprechen; die Angebote erfolgen sowohl in deutscher als auch in türkischer Sprache.

Das Projekt wird für vier Jahre gefördert und ist als eine sogenannte Weiterentwicklung von Versorgungsstrukturen und -prozessen konzipiert. Im Erfolgsfall kann frühstArt in der Regelversorgung flächendeckend eingesetzt werden, um durch die Unterstützung der Familien das Übergewicht von Kindern zu verringern und zudem das Risiko von späteren Folgeerkrankungen zu senken.

Weitere Informationen zum Projekt erhalten Sie hier.

iCAN – Intelligente, Chatbot-assistierte Depressions-App für Jugendliche und junge Erwachsene zur ambulanten Nachsorge

Depressive Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen im Jugend- und frühen Erwachsenenalter. Die Zahl depressionsbedingter Krankenhausaufenthalte stieg in den letzten 20 Jahren stetig an. Bei 20 Prozent der stationär behandelten Fälle kommt es aufgrund der ungenügenden Nachhaltigkeit stationärer Therapieeffekte zu einer Rehospitalisierung. Die Wartezeit auf den Beginn einer Psychotherapie beträgt auch nach der Reform der Psychotherapie-Richtlinie im Durchschnitt drei Monate. In diesem Zeitraum sind betroffene Patienten auf sich gestellt.

Hier setzt das Projekt iCAN an:

iCAN ist ein niedrigschwelliges und sektorenübergreifendes Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene mit Depressionen nach einem Krankenhausaufenthalt, dass eine

  • (video-)telefonische Begleitung durch sogenannte Nachsorgemanagerinnen und Nachsorgemanager sowie

  • eine Smartphone-App umfasst.

Die Ziele von iCAN bestehen darin, stationär erreichte Therapieerfolge mit einem Chatbot-gestützten App-Training zu stabilisieren und Patientinnen und Patienten nach einer stationären Behandlung gezielt und zeitnah an ein ambulantes Nachsorgeangebot anzubinden.

Im Rahmen dieses Projekts werden die Versicherten bis zu 90 Tagen nach Entlassung aus der stationären Behandlung durch einen Nachsorgemanager und eine App betreut und begleitet. Die Inanspruchnahme von iCAN ist in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland möglich.

Das Projekt wird für drei Jahre gefördert und ist als eine sogenannte neue Versorgungsform konzipiert. Im Erfolgsfall kann iCAN in der Regelversorgung flächendeckend eingesetzt werden. Durch die systematische Unterstützung und des Übergangs von einer stationären Depressionsbehandlung in die ambulante Nachsorge können die Rehospitalisierungsraten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen reduziert werden.

Weitere Informationen zum Projekt erhalten Sie hier.